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Umarmung für einen Lieblingsmenschen

Die Weihnachtszeit beginnt und viele Begegnungen werden in diesem Jahr nicht so möglich sein wie sonst. Von größeren Verwandtschafts- und Freundestreffen habe ich mich gedanklich schon längst verabschiedet. Meistens zumindest.



Denn zwischendurch möchte ich mich wieder nicht ganz davon trennen, überlege, was vielleicht doch möglich ist. Ich vermisse den Austausch, die Begegnung mit Freunden und Familie. Das ganze Jahr hat es an Nähe gefehlt und gerade jetzt zur Weihnachtszeit sollen wir auch noch darauf verzichten? Es ist so unmenschlich und gleichzeitig so vernünftig, so solidarisch. Aber wieviel Social Distancing können wir noch aushalten? Wieviel davon ist überhaupt gesund?

Es ist ein Spiel mit dem Gewissen, das sagt: "Stell dir vor, du schlägst erst ein Treffen vor und dann steckst du unwissend jemanden an." Eine Frage an die Vernunft, die meint: "Reduziere die Kontakte, halte Abstand und treffe am besten niemanden außerhalb deiner Familie." Und ein Ringen mit den Bedürfnissen, die rufen: "Andere zu umarmen, ihnen nahe sein und mit ihnen gemütliche Stunden zu verbringen, das brauchen wir!"


Bei all der Ungewissheit ist es nicht leicht, in richtige Weihnachtsstimmung zu kommen. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass ein Virus uns einen Strich durchs Weihnachtsfest im Kalender macht? Wenn das jemand behauptet hätte, hätte ich demjenigen einen Vogel gezeigt und mich gedanklich wie jedes Jahr in einer vollen Kirche „Oh, du Fröhliche“ trällern hören. Zusammen mit all den anderen Schnupfenden und Hüstelnden. Ich hätte allenfalls nachgesehen, ob ich ein Taschentuch habe, das ich weiterreichen kann und keinen weiteren Gedanken an den niesenden Menschen auf der Bank neben mir verschwendet.

Jetzt aber die gute Nachricht: Weihnachten ist nicht abgesagt! Das Fest der Liebe findet auch in diesem Jahr statt! Nur eben wahrscheinlich etwas anders als sonst. Aber anders muss nicht schlechter sein. Vielleicht hat mancher sich heimlich eh gewünscht, die Feiertage einmal anders zu gestalten. Jetzt ist die Gelegenheit dazu. Ja, du darfst enttäuscht sein, dass es dieses Jahr an bestimmten Traditionen fehlt. Aber du kannst versuchen, trotzdem das Schönste aus diesem vielleicht ganz anders verlaufenden Fest zu machen. Wir haben fast ein Jahr lang geübt, uns einer riesigen Herausforderung zu stellen und uns immer wieder mit Veränderungen auseinandersetzen zu müssen. Das kriegen wir zum Fest der Liebe auch hin. Und wem dieses andere Weihnachtsfest nicht zusagt, der hat vielleicht im nächsten Jahr die Möglichkeit wieder alles so zu machen wie bisher oder neue Veränderungen zu schaffen.


Ich möchte dich heute zu einer kleinen Übung einladen, die dich in Kontakt mit deinen Gefühlen bringt, wenn dir die Begegnung mit einem ganz bestimmten Menschen fehlt:


Den Gefühlen Raum geben


Wenn du in der Adventszeit spürst, dass es dich traurig macht, dass viele Begegnungen in diesem Jahr nicht so stattfinden können, wie du es dir wünschst, dann nimm dir Zeit, dies zu spüren. Begib dich an einen Ort, an dem du zur Ruhe kommen kannst. Das kann in der Natur sein oder zu Hause. Wichtig ist, dass du dir Zeit und Raum bewusst einrichtest. Mache es dir ganz bequem. Das kann im Sitzen, Liegen oder Stehen sein. Manchen tut es gut, sich anlehnen zu können, für andere ist es angenehmer, sich auf einer Unterlage ausstrecken zu können und manche spüren gerne den Boden fest unter den Füßen. Du entscheidest, was für dich richtig ist. Nimm ein paar tiefe Atemzüge und schließe deine Augen. Denke nun an die Person, der du in diesem Jahr in der Weihnachtszeit nicht so nah sein kannst, wie du es dir wünschst. Versuche nun in Kontakt mit deinen Gefühlen zu kommen. Sage dir: "Ich bin traurig, weil ich dich das ganze Jahr und auch jetzt zur Weihnachtszeit nicht in die Arme nehmen kann." Formuliere diesen Satz gedanklich so um, dass er für dich passend ist. Du wirst in dir spüren, wann er dich am meisten berührt. Lasse dir Zeit. Vielleicht ist es auch eher ein Gefühl von Wut, Unverständnis oder etwas ganz anderes. Spüre, wo im Körper sich dieses Gefühl breit macht und lasse es zu. Lege eine oder beide Hände auf die Körperstelle, an der du das Gefühl am stärksten spüren kannst. Das kann zum Beispiel der Bauch, das Herz oder der Kopf sein. Lege die eine Hand oder beide Hände dort bequem ab, sodass es die nächsten Minuten für dich angenehm ist. Nehme noch ein paar tiefe Atemzüge. Dann stelle dir eines der schönsten Treffen vor, das du in den vergangenen Jahren mit der Person hattest, die du jetzt nicht treffen kannst. Stelle dir die Wärme, Freude und Herzlichkeit der Begegnung vor. Denke an kleine Details wie die Umgebung, Gerüche, Geräusche, andere Menschen, die euch umgeben haben. Lasse dir Zeit, in Dankbarkeit in diese Begegnung hinein zu spüren. Verbinde dich mit dem Gefühl, das du damals hattest. Stelle dir vor, wie ihr euch Aufmerksamkeit schenkt und spüre was das mit dir jetzt in diesem Moment macht. Vielleicht verspürst du Leichtigkeit, Zuversicht, Wärme. Nehme dieses Gefühl mit an die Stelle deines Körpers, auf der deine Hände ruhen. Sage dir: "Es ist nur so traurig, dass wir uns nicht sehen können, weil wir uns so gern haben. Die schönen Zeiten mit dir möchte ich in mir speichern und daran denken, wenn ich mal wieder traurig bin. Ich freue mich so richtig auf unsere nächste herzliche Begegnung." Wandle auch diesen Satz für dich passend um. Stelle dir vor, die Person, die du so magst wäre nun bei dir und du könntest ihr eine liebevolle Umarmung geben. Strecke dazu deine Arme zu den Seiten aus und schenke dir und deinem Lieblingsmenschen ein Lächeln. Öffne langsam die Augen, nimm ein paar tiefe Atemzüge und komme wieder im Jetzt an.


Wenn du in den kommenden Wochen wieder einmal Traurigkeit spürst, dann lege eine Hand auf die Stelle am Körper, an der du auch die schönen gemeinsamen Zeiten gespeichert hast und schicke dem Menschen gedanklich ein Lächeln. Du kannst die Übung immer wieder machen, auch andere Menschen hinzunehmen.


Ich habe dir die Übung aufgenommen, falls du sie dir anhören möchtest, während du sie durchführst. Du kannst sie dir aber auch durchlesen und für dich selbst abwandeln oder dir selbst die passenden Worte als Sprachmemo aufnehmen und anhören.


Abgewandelt lässt sich diese Übung im Coaching auf zahlreiche Themen anwenden. In einer Coachingsitzung wird zunächst das Thema, das dich beschäftigt genauer besprochen und anschließend leite ich die Übung an, wenn es passend ist. Danach kann sie zu Hause wiederholt werden. Manchen liegt das reine Vorstellen nicht. Es ist eine von zahlreichen Möglichkeiten, in Kontakt mit deinen Gefühlen und Gedanken zu kommen. Im Coaching gilt es herauszufinden, was für dich und dein Anliegen richtig ist.

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